Joachim Caspary Private Website
Plädoyer für ein politisches Wahlrecht ab 0 Jahre.
Einige Daten zur Historie / Entwicklung:
- Die ersten überlieferten Wahlen fanden im Griechenland und Rom des Altertums statt. Wahlberechtigt waren aber meist nur wohlhabende Männer.
- Das parlamentarische Prinzip wurde in England über Jahrhunderte hinweg im Interessenskonflikt mit den Monarchen errungen. Das Wahlrecht war zunächst an Stand und Klasse gebunden.
- In der Französischen Revolution ab 1789 und in der Deutschen Revolution 1848 waren alle männlichen Staatsbürger wahlberechtigt.
- Die Vereinigten Staaten entwickelten ihr Wahlrecht nach diesen Vorbildern, betrachteten allerdings sehr lang Ureinwohner und Schwarze nicht als vollwertige Bürger.
- Bei der Wahl zur Deutschen Nationalversammlung am 19. Januar 1919 konnten Frauen in Deutschland erstmals wählen.
- Das Wahlrecht behinderter Menschen darf nach Art. 29 der „ UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen “ nicht unterlaufen werden.
- Wahlberechtigt ist heute jeder Deutsche, der das 18. Lebensjahr vollendet hat sowie im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte ist, welche nur bei schweren Straftaten als Teil eines Gerichtsurteils entzogen werden können.
- Der deutsche Bundesjugendring , der Landesjugendring Baden-Württemberg und der Bayerische Jugendring setzen sich für die Reduzierung dieses Grenzwertes auf 14 Jahre sowie entsprechende Gesetzesänderungen ein; Experten berufen sich bei der Unterstützung dieser Forderung unter anderem auf die UN-Konvention für die Rechte der Kinder.
Wir sehen also, wie das politische Wahlrecht in der Entwicklung der menschlichen Zivilisation von zunächst einigen Wenigen auf immer mehr Menschen ausgeweitet wurde.
Meine Argumente für die Absenkung des Wahlrechts auf 0 Jahre:
Wie die Geschichte zeigt, hat die Ausdehnung des Wahlrechts auf immer größere Personenkreise niemandem geschadet, sondern die demokratische Entwicklung gefördert. Warum nicht diesen Weg bis zum Ende gehen?
Zuerst möchte ich einige Argumente gegen eine Absenkung des Wahlrechts auf 0 Jahre darlegen und meine Gegenargumente anführen:
- "Kinder sind zu unreif, ungebildet oder dumm zum Wählen": Das trifft auch für viele Erwachsene zu, die dennoch wählen dürfen.
- "Kinder sind leicht zu beeinflussen": Dasselbe gilt für viele Erwachsene.
- "Kleinkinder sind Analphabeten und können die Wahlzettel nicht ausfüllen": Manche Erwachsene auch. In vielen anderen Ländern mit hoher Analphabetenrate werden die Wahlzettel daher mit Symbolen ergänzt.
Weitere Argumente für die Absenkung des Wahlrechts auf 0 Jahre:
- Kinder werden so immer mehr in das politische Tagesgeschehen einbezogen und an den demokratischen Prozess gewöhnt.
- Kinder verstehen oft mehr als Erwachsene glauben oder wissen.
- Wenn Kinder wählen dürfen, werden sich viele bereits früher mehr für soziale und politische Themen interessieren.
- Wenn Kinder wählen dürfen, müssen sich die Politiker bemühen, auch kindgerechte Politik zu betreiben und diese den Kindern zu vermitteln.
- Es schadet niemandem, wenn Kinder den Wahlzettel nicht oder nicht ordnungsgemäß ausfüllen; die Stimme ist dann eben ungültig.
- Es besteht ein Wahlrecht, keine Wahlpflicht. Wer immer nicht wählen mag oder kann, muss nicht wählen.
Joachim Caspary 2011